...aus längst vergangenen Tagen
Quellle: Wikipedia
Der Mercedes C111 war das Traumauto aller Sportwagenfans, dekorierte auf Postern Kinderzimmer und als Popart-Bild Büroräume. Zum Händler hat es die Autoikone, die vor 50 Jahren für Begeisterung sorgte, aber nie geschafft.
Zum ersten Mal gezeigt auf der Frankfurter IAA 1969 war das leuchtend orange lackierte Coupé aus der Feder von Bruno Sacco einer der Messe Stars. Und auch einige Monate später, als auf dem Genfer Autosalin 1970 die Weiterentwicklung des Konzepts präsentiert wurde, sorgte der C111 für Aufsehen. Und das, obwohl er nur als Erprobungsträger für den Wankelmotor gedacht war. Je ein halbes Dutzend Expemplare mit einem 280 PS starken Dreischeiben-Motor und mit einem Vierscheiben-Wankel von 350 PS wurden gebaut und schafften auf den Teststrecken weit über 300 km/h.
Waren die passionierten Schnellfahrer beiderseits des Atlaniks bereits von der Form elektrisiert, öffneten ihnen diese Geschwindigkeiten vollends die Herzen und die Brieftaschen. Und in Stuttgart - so berichteten es zumindest die Insider - dachte man plötzlich doch über eine Kleinserie nach.
Doch dann kam den Ingenieuren die Politik in die Quere. Anfang der 70er-Jahre steuerte die Welt auf die erste Ölkrise zu, und ein neuer Supersportwagen erschien plötzlich nicht mehr passend. Also zogen die Schwaben die Konsequenzen und stampften die Idee von einem neuen Flügeltürer wieder ein, bevor sie überhaupt konkrete Formen angenommen hatte.
Aber zumindest fü reinen der Prototypen hatten die Ingenieure noch Verwendung. Weil plötzlich alle Welt sparsame Motoren wollte und Mercedes das Image des im Strich-Achter zwar bewährten aber nicht eben dynamischen Diesel einen sportlichen Anstrich geben wollte, durfte der C111 mit neuem Antrieb noch einmal auf die Rennstrecke.
1976 flogen deshalb die Kreiskolben raus und hinter den Sitzen montierten die Ingenieure den Drei-Liter Fünfzylinder-Selbstzünder aus dem Mercedes 240D 3,0. Allerdings nicht als Saugdiesel mt bescheidenen 59 kW/80 PS, sondern mit per Turbo aufgeladenen 140 kW/190 PS.
Die Mühe lohnte: Bei Rekordfahrten in Nardo stellten die Entwickler gleich mehr als ein Dutzend Bestzeiten auf und schafften ein Durchschnittstempo von 252 km/h. Damit waren alle Zweifel an der Leistungsfähigkeit des Diesels wiederlegt und der Selbstzünder schaffte es bis hinauf in die S-Klasse.
Auch 50 Jahre nach seinem Debüt ist der C111 noch ein faszinierendes Auto. Und irgendwo in Stuttgart liegen noch immer die Blanko-Schecks, die den Schwaben nach dem Messedbüt in Frankfurt und Genf auf den Tisch geflattert sind. Doch alles Bitten und Betteln der Fans half damals genauso wenig wie heute: Der C111 wird es nie in die Verkaufsräume schaffen.